Schon im April 2012 habe ich für einen Newsletter der Wirtschaftsjunioren Saarland einen Artikel zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Frage Was halten Sie von Familie? geschrieben.
Das Thema ist allerdings nach wie vor aktuell. Deswegen greife ich es für unseren Blog noch einmal auf. Außerdem: Es ist seltsam, wie wenig ein vermeintlich entwickeltes Land wie Deutschland in dieser Zeit vorwärtsgekommen ist.
Hätten wir wenigstens nur heiße Luft und CO2 produziert, nein wir haben einen handfesten Abgasskandal, Dieselskandal bzw. Dieselgate. Spannend ist dabei, dass dieser höchstwahrscheinlich auf weiße, ältere Männer als schwache Führungskräfte zurückgeht. Zeit also, einmal mehr auf Frauen in Führungspositionen zu zählen.
Gleichzeitig ist auch die Geburtenziffer gestiegen. Eine gute Konjunktur macht optimistisch und sorgt für Kinder. Dies macht aus Paaren eine Familie.
Frage dich selbst vor deinem Bewerbungsgespräch: Wie ist das bei dir mit Karriere, Beziehung, Familie, Schwangerschaft, Mutterschutz und Elternzeit – hast du eine Antwort?
Ein Highlight für Teilnehmerinnen unserer Trainings, Beratungen und Coachings rund um Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Gehalt ist „der kleine Unterschied“ in der Karriereplanung. Diese hängt sehr stark mit ihrer Familienplanung zusammen.
Mittlerweile wird zwar keine normal denkende Führungskraft in einem Bewerbungsgespräch fragen, ob du gerade oder bald schwanger bist. Und dass du selbst mit Babybauch auf Fragen im Vorstellungsgespräch zum Thema Planung einer Familie lügen darfst, ist mittlerweile allgemein bekannt. Die Frage nach der Schwangerschaft ist in einem Vorstellungsgespräch tabu.
Aber was, wenn dem nicht so ist und du einen alten Haudegen vor dir hast, für den du scheinbar besser am Herd aufgehoben zu sein scheinst als in „seinem“ Betrieb?
Ja, es gibt sie noch, Chefs, die stolz darauf sind in dritter Generation das Unternehmen zu leiten. Vielleicht hat dieses eine Rechtsform wie GmbH & Co. KG, ist seit Jahren jedoch ein klassisches Unternehmen, in dem seit Generationen auch die gesamte Familie arbeitet. Dieses ist gerne traditionell regiert bis in den letzten Winkel. Das gibt es im Saarland, aber auch außerhalb.
Große Teile der Belegschaft kennen sich seit der Kindheit und stehen neu eingestellten und dringend benötigten Talenten feindselig gegenüber. Zukunftsfähig ist das nicht. Deshalb lassen wir gedanklich deren früher sicherlich ruhmreiche Zeit hier im Stillen schon einmal ausklingen…
Ist es besser, wenn du dich höflich für das Gespräch bedankst, aufstehst und dich lieber einem anderen Unternehmen vorstellst?
Entscheide selbst. Immer mehr Unternehmen wissen auf der Suche nach jungen Fach- und Führungskräften (neudeutsch: „war for talents“), dass wir heute ganz andere Anforderungen haben als noch unsere Eltern bzw. Großeltern.
Flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung oder „work-life-balance“ stehen für die Generation Y und ihre Nachkommen hoch im Kurs. Für eine durchdachte Mitarbeiterbindung ist das wichtig.
Unternehmen kümmern sich nicht aus Nächstenliebe um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Es geht um ihre Zukunft. Passend dazu kommt mir auch gerade die Diskussion um die Frauenquote in den Sinn. Vor einigen Jahren ging ich einmal stolz mit einer aussagekräftigen Bewerbung einer vielversprechenden jungen Dame zur leitenden Etage.
Ich persönlich hätte die Frau damals gern zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und eingestellt, wenn Sie zu uns gepasst hätte. Allerdings kam ich etwas missmutig wieder zurück in mein Büro. Die Frau, so hatte man mich belehrt, wäre schließlich direkt nach der Einarbeitung ein Fall für die Elternzeit.
Noch immer bin ich optimistisch, dass die Wirtschaft bereits eine benötigte Quote eingeführt haben wird, bevor die Politik sich einig ist. Indizien dafür sehe ich beispielsweise schon heute an rein weiblich besetzten Vorsitzen von Vereinen meiner Kooperationspartner an den Hochschulen.
Einige Klientinnen dürften außerdem gern etwas stolzer darauf sein, dass Ihnen ein höheres Gehalt als Ihren Kollegen oder Partnern überwiesen wird, weil sie auch mehr Verantwortung tragen. Ist es da eigentlich provokativ, wenn ich die Frage stelle, wer in einer solchen Beziehung den eigentlichen Löwenanteil der Elternzeit nehmen sollte – Männlein oder Weiblein?
Grenzen existieren oft da, wo du sie dir selbst setzt. Aus eigener Erfahrung weiß ich mittlerweile: Eltern zu sein erfordert Einiges an sozialer Kompetenz.
Manches soft-skills – Training lehrte mich weniger als meine Tochter. Und du? Hast du jemals darüber nachgedacht, so zu argumentieren, wenn du in einem Vorstellungsgespräch nach deinen Stärken gefragt wirst? Warum nicht einmal an deine (zukünftige) Familie denken?
Ist sie nicht Personalentwicklung und Personalführung im Kleinen? Spricht es nicht für Verantwortungsbewusstsein und Belastbarkeit, wenn du nach einem harten Tag auch noch nachts deinen Mann, Verzeihung, deine Frau für deine Familie stehen musst?
Eine empfohlene Antwort auf die Frage Was halten Sie von Familie?
Überlege, was du deinen Eltern zu verdanken haben könntest und vielleicht auch deinen Geschwistern. Gibt es da etwas? Dann hältst du doch sicher bestimmt viel von Familie, oder? Präsentiere kurz deren Verdienste mit einem Lächeln. So sicherst du dir ein paar Pluspunkte im Gespräch.
Soviel zum „Skelett namens Theorie“ (Peter Rudl). Nimm am besten jetzt hier Kontakt zu uns auf, um das als Mensch aus Fleisch und Blut mit professioneller Unterstützung zu lösen.
Wenn du dir Unterstützung bei Themen rund um das Vorstellungsgespräch wünscht, schau dir diese Trainings an:
Vorstellungsgesprächstraining: Vorbereitung | Tipps, Ablauf, Inhalt