Gastbeitrag: Finanzierung des Lebensunterhalts und permanente Suche nach neuen Perspektiven

Vor 14 Tagen begann das Gäste-Special mit einem Beitrag zur beruflichen Neuorientierung. Letzte Woche lasen wir über Veränderungen im Beitrag von Jan. Heute geht es um die permanente Suche nach neuen Perspektiven, die der Finanzierung des Lebensunterhalts dienen. Heinz S. reichte uns seine Geschichte ein. Sie beginnt mit dem Schulabschluss und der Frage Welcher Beruf passt zu mir? und zeigt den Sinn davon immer nach neuen Wegen zu suchen. Viel Spaß beim Lesen!


Von der Schule über eine angefangene Ausbildung bis zum Wechsel und dem Abschluss

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Ob Studium oder Ausbildung: die Berufswahl sollte gut überlegt sein.

Nach der Realschule gab es keine sinnvollen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, also schloss sich die Höhere Handelsschule an. Dort erhoffte ich eine Ausweitung meiner Französisch- und Englischkenntnisse, außerdem wollte ich Stenografie und Schreibmaschine dazulernen.

Nach diesen zwei Jahren begann ich meine Lehre zum Speditionskaufmann. Doch schon bald wurden bei der Spedition Zahlungsprobleme und der drohende Konkurs offenkundig. Der Leiter einer Versicherungsagentur und einer Bankrepräsentanz, Geschäftspartner der Spedition, hatte mich beim Arbeiten beobachtet. Die Versicherungsagentur besaß keinen Fernschreiber. Es imponierte dem Herrn, wie ich das Gerät bedienen konnte. Ich konnte flott die Tastatur und das Gerät bedienen. Er schlug mir vor, zu ihm zu kommen, weil er „einen cleveren jungen Mann“ suchte. Die Lehrzeit würde er anrechnen. Unter Abstimmung mit meinem Chef der Spedition sagte ich zu.

Durch den Abschluss der Höheren Handelsschule brauchte ich nur eine Lehrzeit von 2 Jahren zu vollbringen. Nur? In der Ausbildung zum Speditionskaufmann sah ich bis auf das Fach Speditionslehre viele Parallelen zur Höheren Handelsschule. Da hätten die „nur“ 2 Jahre locker gepasst. Aber die Versicherungsausbildung war doch etwas ganz Anderes. Viele Schulfächer hatten nicht mehr viel mit der Höheren Handelsschule zu tun. Mit Fleiß gelang es mir dennoch, die über 1 ½ Jahre Rückstand nach und nach aufzuholen. Ich schloss die Prüfung erfolgreich ab.

Den Chef entlassen und trotz Beinbruch auf beiden Beinen stehen – Existenzgründung und Selbstständigkeit dank Finanzierungen

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Selbständigkeit in der Finanzierung – auf eigenen Beinen stehen

Zum Bankkaufmann konnte mich mein Chef nicht ausbilden, weil er das Einlagengeschäft nicht betrieb. Die Ausbildung zum Versicherungskaufmann war möglich, denn die Agentur stellte Versicherungspolicen aus und bearbeitete Schäden bis einer gewissen Größenordnung selbst.

Das Bankgeschäft war für die jetzige Firma nicht nur lukrativer als der Versicherungsbereich, sondern auch interessanter. Den Schwerpunkt bildete die Finanzierung von LKW, Omnibussen, Baumaschinen und PKW. Dadurch legte ich auch mein Hauptaugenmerk auf die Finanzierung.

Obwohl ich in den rund 5 Jahren meinem Chef half, den Umsatz zu vervierfachen, musste ich mir jeden Monat anhören, dass ich die Firma soundsoviel kosten würde. Dabei stand die Steigerung meines Gehalts zum Wachstum der Agentur in überhaupt keinem Verhältnis. Dann war ich die Bemerkungen meines Chefs leid. Ich machte mich selbständig. Als Finanzierungsagentur – wie mein Chef.

Nach etwa 1 Jahr griff ich den Impuls eines Kooperationspartners auf: Leasing. Ich eignete mir schnell das nötige Fachwissen an und war seinerzeit die erste Leasingagentur im Saarland. In manchen Autohäusern hielt ich Vorträge über Leasing als neue Verkaufsunterstützung. Der Geschäftslauf war sehr gut. 1982 erlitt ich bei einem Unfall einen komplizierten Beinbruch. Eine Praxisausfallversicherung war mir damals unbekannt. Es zeichnete sich ein hoher Einnahme- und Ertragsrückgang ab. Mit hoch liegendem Gipsbein trotzte ich diesem so gut es möglich war.

Vorübergehenden Abschied von der Finanzierung als Angestellter und der anschließende Abschied von der Branche

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Etwas Neues zu probieren bedeutet gleichzeitig Chancen und Risiken.

Nach einigen Jahren bot einer meiner Kooperationspartner mir die Stelle an, eine Zweigstelle in Saarbrücken aufzubauen. Diesem Kooperationspartner imponierte, dass ich meine Finanzierungs- und Leasingagentur sehr erfolgreich führte. Im Mittelpunkt standen dabei die Neukundengewinnung und die Betreuung der vorhandenen und neuen Kundenkontakte. Das künftige Einkommen war geringer als während meiner Selbständigkeit. Aber der Rückschlag durch meinen Unfall war unvergessen. Nun hatte ich im Falle einer längeren Krankheit die soziale Absicherung in dieser Hinsicht.

Meinen eigenen Bestand brachte ich in die Zweigstelle ein. Somit war ein fliegender Start gewährleistet. Über 3 Jahre war die neue Tätigkeit erfolgreich. Zeitweise hatte ich 6 Leute unter mir. Doch dann änderte sich die Geschäftsphilosophie der Finanzierungs- und Leasinggesellschaft. Ich kämpfte gegen die geänderten Annahmerichtlinien an. Schließlich hätte es keinen Grund gegeben, von meiner Akquisitionsstrategie abzuweichen. Nach etwas mehr als 1 Jahr merkte ich, dass ich dort nicht mehr hingehörte.

Zu einer anderen Finanzierungs- und Leasinggesellschaft wollte ich nicht wechseln. Denn durch meine guten Kontakte hätte ich die Zweigstelle platt gemacht und die Arbeitsplätze meiner Kolleginnen und Kollegen vernichtet gehabt. Es war ja anfänglich eine schöne Zeit. Unter dem Motto „Wirf keinen Stein in den Brunnen, aus dem du getrunken hast“, wechselte ich die Branche.

Steine wirft man nicht in Brunnen, man baut etwas Schönes mit ihnen

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Steine wirft man nicht in Brunnen, man baut etwas Schönes mit ihnen.

Der Bauunternehmer mit Schwerpunkt Natursteinpflasterverlegung und Natursteinverkauf, der mir den Vorschlag gemacht hatte, zu ihm zu wechseln, war auf mich aufmerksam geworden, als ich seine Bilanz analysierte. Diesbezüglich verfolgte er einen Plan. Als der Wechsel konkret wurde, nutzte ich jede freie Minute, um mich mit der neuen Materie zu befassen. Meine Frau und mein Sohn besorgten mir ein Buch aus einer Bücherei, mit dem ich die ersten Kenntnisse über Natursteine erwerben konnte.

Prospekte von Natursteinanbietern mit deren Leistungsspektrum besorgte ich mir und kristallisierte die individuellen Vorteile derer Produkte heraus. Noch während meiner Zeit als Zweigstellenleiter in der Finanzierungs- und Leasinggesellschaft erstellte ich ein Vertriebskonzept. Dabei griff ich auf den Akquisitionsweg zurück, den ich in Seminaren bei der Bank kennengelernt hatte:

Was braucht der Kunde?
Was haben wir dafür?
Welchen Vorteil hat der Kunde damit?

Was vorher die Finanzierungs- und Leasingmöglichkeiten waren, wurde jetzt das Natursteinmaterial. Doch das nicht allein. Die Natursteinpflasterverlegung der Bauunternehmung stellte sich als Marktlücke heraus. Denn kaum eine Bauunternehmung verfügte über dafür nötiges Fachpersonal. Also achtete ich in speziellen Zeitungen darauf, wo Baumaßnahmen in dieser Hinsicht ausgeschrieben waren. Entweder beteiligten wir uns selbst an der Ausschreibung, oder ich nahm nach der Veröffentlichung des Submissionsergebnisses Kontakt mit dem Mindestbieter auf und erkundigte mich, ob diese einen Subunternehmer eingliedern wollte.

Neue Einkaufsquellen und neue Pläne

Wichtig waren auch günstige Einkaufsquellen von Natursteinen, die über unsere eigene Verkaufspalette hinausgingen. Der Kontakt zu einem Lieferanten, bei dem die Bauunternehmung noch nie etwas gekauft hatte, kam so zu Stande: In der Nähe von Koblenz hatten wir einen Auftrag. Der Lieferant in der Nähe von Koblenz konnte nicht so günstig anbieten wie ein anderer Lieferant aus Nordrhein-Westfalen. Ich sagte dem Lieferanten aus der Koblenzer Umgebung, dass ich es nicht gut fände, Pflastersteine bei ihm vor der Haustür von einem anderen Lieferanten verlegen zu lassen. Der Lieferant im Raum Koblenz hob diese Fairness besonders hervor und stieg auf das Angebot des anderen Lieferanten ein.

Dieser Kontakt vertiefte sich. Wir hatten im Saarland ein sehr interessantes Projekt im Blickfeld, rund 2 Millionen DM Volumen. Mit meinem neuen Lieferanten erarbeitete ich eine Strategie, auf einem günstigen Transportweg mit ortsnahem Lagerplatz Pflastersteine aus Portugal nach Deutschland zu besorgen. Bei der Ausschreibung waren wir dann die günstigsten Anbieter. Wir erhielten den Auftrag.

Einmal in der Finanzierung, immer in der Finanzierung, auch in anderer Funktion

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Als Mensch aus der Finanzierung heraus, aber die Finanzierung nicht aus dem Menschen…

Zurück zum Plan meines Chefs: Er beabsichtigte, ein Betriebsgelände zu erwerben und zu finanzieren. Kurz vor einem Feierabend legte er mir seine vorläufige Bilanz auf den Tisch und bat mich, diese zu analysieren. Er brauchte überzeugende Zahlen, um den Kredit genehmigt zu bekommen. Nach der ersten Analyse ging ich am nächsten Tag zu ihm und erklärte ihm, dass er keine Mark Steuern bezahlen müsste – aber auch keinen Kredit bekommen würde. Wir fanden einen seriösen Weg über die noch nicht erfassten Abschlagszahlungen, die Bilanzzahlen zu verbessern. Mein Chef bekam später die Kreditzusage.

Das Wissen aus der Finanzierungs- und Leasingbranche und die Kontakte zu den Verkäufern halfen auch bei Einkauf und Finanzierung von LKW und Baumaschinen. Bei einem Baggerkauf sparten wir rund 15.000 DM. Und bei LKW‘s erkundigte ich mich nach Sonderkonditionen bei verschiedenen Fabrikaten. Dadurch wurden hier mal 8.000 DM gespart, und dort 7.000 DM.

Bei der Präsentation unserer eigenen Natursteine wies ich bei den Interessenten auch immer wieder auf unsere fachkundige Natursteinpflasterverlegung hin. Die Händler prüften die Qualität unserer Kolonnen. So erhielten wir Aufträge, an die zuvor mein Chef gar nicht gedacht hatte: 150.000 DM, 180.000 DM …

Dank meines Engagements konnte die Bauunternehmung ihren Umsatz und Ertrag spürbar ausdehnen. Und auf meine Kenntnisse in der Spedition konnte ich bei dem Transport unserer Natursteine von Vietnam nach Europa mit dem Schiff und innerhalb Deutschlands mit LKW zurückgreifen.

Heimweh zur Finanzierungs- und Leasingbranche und plötzliche Arbeitslosigkeit

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Finanzierung und Leasing sind direkt von der Wirtschaftsentwicklung abhängig. Geht es Firmen schlecht, sinkt die Nachfrage, weil sie Investitionen verschieben.

Doch der Ruf, zurückzukehren in die Finanzierungs- und Leasingbranche kam immer wieder. Nach 3 Jahren folgte ich endgültig diesem Ruf einer Gesellschaft. Nun war ich wieder sozusagen zu Hause. Doch die Freude dauerte nicht lange. Die Gesellschaft geriet in die Rezession. Die letzten Mitarbeiter, die gekommen waren, wurden die ersten, die wieder gehen mussten. Ich gehörte dazu.

Eine Nachfrage auf Mitarbeiter in der Branche gab es keine. Ich war arbeitslos geworden. Zum ersten Mal in meinem Leben. Vom Arbeitsamt kamen keine Impulse. Mehrere Monate lang. Im Fernsehen lief damals beim Hessischen Rundfunk die Sendung „Kein Job, was nun?“, die ich mit Interesse verfolgte. Bei einem Besuch berichtete ich meinem Berater vom Arbeitsamt davon. Es war in Hessen möglich, vom Arbeitsamt unterstützte Maßnahmen durchzuführen, bei denen Arbeitslose in Betrieben Praxis ausüben konnten. Passten sie mit ihren Fähigkeiten in den Betrieb, hatten sie die Aussicht, übernommen zu werden. Der Berater vom Arbeitsamt kannte diese Maßnahmen. Interessant war allerdings, dass ich ihn auf diese Möglichkeit hingewiesen hatte. Also wurde ich in eine Berufsintegrationsmaßnahme eingegliedert. Die Erfahrungen führten letzten Endes schließlich dazu, mich wieder selbständig zu machen – so wie früher – etwas, was ich eigentlich gar nicht mehr wollte. Der Abschluss einer Praxisausfallversicherung war eine der ersten Maßnahmen.

Zurück in der Selbstständigkeit

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„Hilf dir selbst…“ Durch die Selbstständigkeit die Finanzierung des Lebensunterhalts sichern

Während der Berufsintegrationszeit bildete ich mich als Unternehmensberater weiter. Für eine Firma entwickelte ich ein Unternehmenskonzept. Und ich baute neue Kontakte zu Finanzierungs- und Leasingpartnern auf. Ein leitender Mitarbeiter einer Leasinggesellschaft meinte damals, dass meine berufliche Laufbahn „abenteuerlich“ sei. Das meinte er negativ, weil ich schon mehrere Stationen hinter mir hatte. Diese Bemerkung erwies und erweist sich bis heute als unsachgemäß.

Ich habe Erfahrungen sammeln dürfen in einer Spedition. Wenn ich heute mit einem Spediteur fachsimple, werde ich akzeptiert. Stehe ich mit einem Bauunternehmer über die unterschiedlichsten Tiefbaumaßnahmen im Austausch, werde ich akzeptiert. Geht es darum, einfühlsam mit einem Unternehmer über einen anderen Gesichtspunkt seines Unternehmenskonzepts Gedanken auszutauschen, werde ich akzeptiert. Wenn ich mit leitenden Angestellten von Finanzierungs- und Leasinggesellschaften fachsimple, werde ich akzeptiert, weil man weiß, dass ich nicht nur Agentur war und bin, sondern auch aus ihrem Blickwinkel Fachwissen und somit Verständnis für manche Entscheidungen mitbringe. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn ich immer wieder Anfragen von Finanzierungs- und Leasinggesellschaften erhalte, ob ich mit ihnen zusammenarbeiten möchte.

Um die Jahrtausendwende bin ich von den Karteikarten und der Schreibmaschine auf die Datenbank in der Computerwelt mit Textverarbeitungsprogramm und Serienbriefen umgestiegen. Damit tat ich mir anfänglich sehr schwer. Aber mein Sohn hat mir geduldig immer wieder zur Seite gestanden. Er blieb gelassen, wenn ich etwas nicht sofort kapierte. Er ließ mich Notizen machen, wenn er mir etwas erklärte.

Mein Fazit

Es lag immer wieder ganz allein bei mir, das Neue zu üben und für mich zu eigen zu machen. Es lag immer wieder ganz allein bei mir, mich auf geänderte Situationen einzustellen. Und nach fast 50 Berufsjahren darf ich feststellen: Es hat sich gelohnt, nie aufzugeben. Es hat sich gelohnt, wenn auch manchmal unbewusst, meine Fähigkeiten und Begabungen auch Menschen aus anderen Berufsbereichen zu dokumentieren, um die Aufmerksamkeit zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu sensibilisieren. Es hat sich gelohnt, trotz eines jeden Rückschlags eine neue Herausforderung zu suchen, diese anzunehmen und das Beste daraus zu machen.



Selbstverständlich ist es immer nötig zu erwähnen, dass Gastbeiträge nicht immer unsere Meinung widerspiegeln. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Heinz S., dass er sich die Zeit genommen hat, durch seinen Gastbeitrag unseren Blog zu bereichern. So ist weiter Spannung garantiert. Natürlich achten wir weiter auf spannende Perspektiven. Deshalb sind Beiträge von Gästen weiterhin herzlich willkommen.