Gastbeitrag: Bei beruflicher Neuorientierung gehört die gesamte Persönlichkeit repräsentiert

Die nächsten Freitage gehören ganz ungefiltert besonderen Gästen im Blog. Sie folgten unserer Einladung und mailten uns ihre Beiträge. Damit kommen, wie schon zum Thema, keine Vorsätze zum neuen Jahr zu fassen, auch andere Stimmen und Sichtweisen hinzu. Viel Spaß beim Lesen!

Wie mich meine Lebensphasen in das Lebensphasenorientierte Personalmanagement führte – Ein „Entwicklungsbericht“ von Martina Koch.

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Quelle: http://mama-nagement.blogspot.de/
Mit Rebecca Harms entstanden vor vielen Jahren nach tollen Telefonaten wunderbare Zeichnungen. Diese hatte sie auf meine Anregung hin Bündnispartnern der Lokalen Bündnissen für Familie zur Nutzung frei gegeben.

In der 10. Klasse wollte ich mich bei der Polizei bewerben, nach dem Abi Jura studieren. Geprägt von für mich wichtigen Männern in meinem Leben, nämlich meinem Vater und dann später meinem Mann, war es dann erst eine Versicherungskauffrau-Lehre und dann, als Mutter unserer Kinder die Mitarbeit im Großhandel, jedoch nur in dem Raum, den die dominierende (gewiss auch liebevolle) Schwiegermutter ließ. Außer der Zeit im Familienbetrieb, hatte danach, wen wundert es, viel meiner Arbeit mit Gleichberechtigung zu tun.

Gleich vorab: Meine Rolle bis Anfang 40 hatte ich „selbst“ gewählt, denn es gibt immer eine/n der vorgibt und eine/n der dies zulässt.

Leider suchte ich mir meinen Stärken entsprechend keine Weiterbildung, sondern machte zum Ausgleich (meine Kinder behaupten 😉 zur Selbstbestätigung) viel ehrenamtliche Arbeit.

Heute weiß ich, auch Mutter-Sein und Ehrenamt ist Weiterbildung. Warum? Dazu später.

Wirtschaftlich änderte sich in den Jahren ab 2000 Einiges bei uns. Ich, nun Mitte 40, musste mich stärker in das Familienbudget einbringen. Jedoch fiel ich im Angestelltenverhältnis mit meinem unendlichen Drang, Dinge voranbringen zu wollen, meinem seit Kindheit ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, meinem Faible für Service-und Kundenorientierung und meinem Ehrenamtsengagement meinem direkten Vorgesetzten auf die Nerven und meiner höchsten Vorgesetzten auf. Vielleicht unbewusst, wusste sie den Zusammenhang von Personal und Employer Branding schon damals zu nutzen.

Sie setzte mich in ein neues Projekt, einer Ihrer Entscheidungsgründe war meine Ehrenamtliche Tätigkeit, mein sich daraus ergebendes Wissen und Vernetzung: ich wurde Servicestelle Familie&Beruf, bekam eine tolle Kollegin und mein neuer Projektleiter hatte als Vorgesetzter und ich mit ihm einige Kämpfe auszustehen..und gemeinsam sind wir gewachsen.

Heute, lange nach Beendigung der Projektphase (2010-2013), spüre ich bei ihm absolute Augenhöhe, weiß meine Personalentwicklung durch ihn zu schätzen und wir haben zu dritt schon innovative Dinge vorangetrieben und tolle Erfolge erzielt.

Parallel suchte ich mir zusätzliche Unterstützung, besuchte in privater Zeit viele Veranstaltungen, sog alles auf, was nur irgendwie mit meinen Themen zu tun hatte, bald kannte man mich vom Sehen, wusste, dass ich in dem Thema Gesicht zeigte – Personal Branding halt.

Im ehrenamtlichen Bereich, zur politischen Aktivität hatte ich keinen Zugang gefunden, stieß ich auf den BPW-Club Saarbrücken, ein weltweiter Club, nur Frauen, eigentlich so gar nicht mein Ding, aber ich spürte Schnittpunkte zu meinen Themen.

Und hier lernte ich das, was ich mir beruflich nicht so einfach hätte aneignen können. Frei sprechen hatte ich durch jahrelange Elternarbeit eingeübt, das konnte ich hier trainieren. Aber was war Doodle, was ist in Präsentationen wichtig, wie Händeln wir es mit der Öffentlichkeitsarbeit? Kollegial beschenkten mich die Vorstands-BPW-Clubfrauen mit der ein oder anderen Coaching-Einheit. Heute gehe ich genauso vor, neue und/oder junge Clubkolleginnen vernetze ich in ihren Themen, unterstütze sie im Vorankommen nach meinen Möglichkeiten und gewinne selbst auch wieder durch neue Impulse. Aktuell im Thema „Kompetenzen aus (Familiärer)Auszeit und die Übertragung ins Berufliche“. Dies treibt eine junge BPW-Clubkollegin sehr stark voran und ich unterstütze sie als Mentorin, im Gegenzug dazu bekomme ich Twitter-Nachhilfe ;-).

Schaue ich beruflich zurück, ist Eines klar:

Zu Beginn meiner „persönlichen“ Karriere hatte ich mehr Kompetenzen aus familiärer und ehrenamtlicher Arbeit im Gepäck, als aus beruflicher Arbeit. Heute bin ich in und mit meinen Themen verwoben und bekannt. Mittlerweile bin ich in zwei SHG-Kliniken (Völklingen und Sonnenberg) Servicestelle Familie & Beruf, bei XING gut und bei Twitter neu unterwegs. Aber ich habe das Selbstbewusstsein, mein Personal Branding weiter auszubauen.

Und genau das möchte ich zeigen, damit Mut machen. Traut Euch Eure gesamte Persönlichkeit in den Ring zu werfen! Schafft Ihr den Gesamtblick nicht alleine, sucht Euch jemanden, der den Spiegel hält. Vernetzt Euch auf Teufel komm raus, bedenkt aber, nicht immer kommt der Lohn aus gleicher Richtung.

Eure Netzwerk-Begeisterte Vereinbarkeitslotsin

Martina Koch

Selbstverständlich ist es nötig zu erwähnen, dass Gastbeiträge nicht zwangsläufig unsere Meinung widerspiegeln, was damit erledigt wäre. Aber: Wir freuen uns, wenn sich Menschen Zeit nehmen und durch Gastbeiträge unsere Arbeit bereichern. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich bei Martina Koch. Denn dadurch ist weiterhin Spannung durch ein wenig Abwechslung garantiert und wir achten auf spannende Perspektiven. Deshalb sind Beiträge von Gästen weiterhin herzlich willkommen.